Samstag, 3. September 2011

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Kurz vor dem Nationalfeiertag (2.9.) ist auf den Straßen Vietnams besonders viel los. Daher stehen auch vermehrt sehr unkorrupte Verkehrspolizisten am Straßenrand, die ihren Geldbeutel auf höchst legaler Weise füllen möchten.

Wir saßen im Taxi, als uns ein Mann in olivgrüner Uniform nach rechts winkte. Der Fahrer war schon deprimiert, weil er den ganzen Tag nur 200 000 dong (6 Euro) verdient hat und jetzt auch noch irgendetwas Gesetzwidriges getan hat. Wir schauten den beiden zu, wie sie diskutierten. Der Fahrer rieb sich immer wieder den Hinterkopf, während der Polizist den Kopf schüttelte. Mein Vater war ein wenig genervt, da er nicht verstand, was der Fahrer denn jetzt falsch gemacht hatte, denn auch ich hab nichts Auffälliges bemerkt. Als mein Vater rausging, wurde er sofort wieder zurückgeschickt. 5 Minuten später setzte sich unser Fahrer entnervt hinters Steuer.

Er sei auf die Motorradspur gefahren.

Ganz ehrlich: Mein Vater und ich sahen auf dieser ganzen breiten Straße keinen einzigen weißen Strich, der sowas wie eine andere Spur markieren sollte. Unser Fahrer ist ganz normal abgebogen und mittig gefahren.

Das eigentliche Strafgeld sollte 800 000 Dong (fast 30 Euro) sein. Wenn unser Fahrer jedoch sofort bar auf die Kralle ein "Entschuldigungs- und Überzeugungsgeld" von 300 000 Dong zahlt, vergisst der Polizist die Sache. Hart, wenn man sowas sieht und nichts gegen die Ungerechtigkeit tun kann. Unser Fahrer meinte nur noch resigniert, dass das in Vietnam normal ist. Er musste den Polizist mit "Chef" ansprechen, um ihn noch umzustimmen. Mein Vater war sprachlos.

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